Kurze Normenlehre zum Fallschutz für Outdoor-Fitness-Geräte
Outdoor-Fitness-Geräte stehen überwiegend auf öffentlichen Spielplätzen. Dort gilt dann grundsätzlich die Norm DIN EN 1176. Jedoch werden Outdoor-Fitness-Geräte ergänzend nach einer eigenen Norm behandelt. Es ist die Norm DIN EN 16630 “Standortgebundene Fitnessgeräte im Außenbereich – Sicherheitstechnische Anforderungen und Prüfverfahren”. Nach dieser Norm sind für Fitness-Geräte gewisse Vorschriften zu beachten, die über die Anforderungen der DIN EN 1176 hinausgehen.
Im Wesentlichen regelt die DIN EN 16630, welche Werkstoffe/ Verschleißteile für Outdoor-Fitness-Geräte verwendet werden. Darüber hinaus gibt es Vorschriften zur Montage und Wartung. Wie in der DIN EN 1176 sind sicherheitsrelavante Aspekte, wie zum Beispiel Fangstellen sowie ein erforderlicher Fallschutz, sehr eng gefasst.
Die Verhinderung von Fangstellen spielt bei unseren Arbeiten immer eine wichtige Rolle. Zwischen Fallschutz und Fitness-Geräten können sich leicht Fangstellen ergeben. Hier muss auf einen sorgsamen Einbau des Fallschutzes entsprechend der aktuellen Normen geachtet werden. Sie können aber sicher sein, dass unsere Monteure alle auf diese Problematik geschult sind und wir keine Fallschutz-Produkte einbauen, wenn es die Situation aus sicherheitsrelevanten Aspekten nicht zulässt.
Das Gleiche gilt für die passende Auswahl des erforderlichen Fallschutzproduktes. Sowohl die Norm DIN EN 1176 als auch die DIN EN 16630 legen fest, dass ein Fallschutz nach Kriterien der DIN EN 1177 zu ermitteln ist. In dieser Norm "Stoßdämpfende Spielplatzböden - Prüfverfahren zur Bestimmung der Stoßdämpfung" wird das Prüfverfahren beschrieben, mit dem gmax und HIC-Werte für die zugelassene kritische Fallhöhe gemessen werden. Dazu haben wir hier auch schon einmal einen ausführlicheren Beitrag geschrieben.
Im Folgenden wollen wir aber jetzt aus der Praxis berichten und ein paar Bauweisen von Teppichvlies-Fallschutz-Systemen für Outdoor-Fitness-Geräte
vorstellen.
Teppichvlies-Fallschutz von Edusport: unsere Unterbau-Materialien
Für Calisthenics-Anlagen und andere Fitness-Geräte empfehlen wir zwei unterschiedliche Teppichvlies-Fallschutz-Systeme. Bei Edusport gibt es einmal die Variante mit ProPlay-Fallschutzpads als Unterbau oder die besonders nachhaltigen Brock-Materialien als Fallschutz unter dem Teppichvlies.
Beide Teppichvlies-Fallschutz-Systeme sind bis zu einer kritischen Fallhöhe von 3 Metern erhältlich und können mit Rollstühlen befahren werden. Dabei ist das Material von ProPlay in der Oberfläche etwas weicher.
Im Gegensatz zu EPDM-Fallschutzflächen ergeben sich folgende Vorteile:
+ Teppichvliesbeläge sind thermisch stabil => es kommt zu keiner Rissbildung
+ auch bei Nässe nutzbar und nicht rutschig
+ nachweislich weniger Abrieb (Mikroplastikthematik)
+ leichte und schnelle Reparaturen möglich ohne lange Absperrung
+ PAK-Frei
+ Rohstoffe sind umweltverträglicher
+ Einbau auch bei geringen Temperaturen möglich
+ geringere Anforderungen an den Unterbau/Entwässerung und dadurch günstigere Gesamtprojektkosten
Edusport-Fallschutzunterbauten sind komplett recyclebar. Jedoch ist das Fallschutz-Material von Brock zusätzlich mit einem Cradle2Cradle-Prozess zertifiziert. Damit hat der Hersteller den gesamten Recycling-Prozess auf höchstem Niveau sichergestellt. Hier wird garantiert, dass 100% des Ausgangsmaterials wieder in neue Produkte umgewandelt werden können, ohne Müll entstehen zu lassen.
Die Lebenserwartung der ProPlay-Fallschutz-Unterbauten liegt nach Herstellerangaben bei über 100 Jahren. Dadurch ist es natürlich unser Ziel, dass es erst gar nicht zu einem Recycling für den Fallschutz kommen muss. Schöner wäre es doch, wenn die Fallschutzplatten einfach woanders eingebaut werden, wenn diese am aktuellen Standort nicht mehr gefragt sind. Da das Edusport-Teppichvlies auf den Fallschutzplatten frei verlegt und nicht verklebt wird, kann diese Deckschicht natürlich jederzeit getauscht werden.
Teppichvlies-Montagebeispiel mit Brock-Fallschutz-Unterbau
Exemplarisch wollen wir hier eine Fallschutz-Installation an einem Fitness-Parkour für die Stadt Hamburg vorstellen. Das Besondere an dieser Ausführung ist die Aufteilung in zwei verschiedene Fallschutzhöhen-Bereiche. Diese kann man nach Installation optisch nicht mehr voneinander trennen. Sie werden nämlich mit der gleichen Teppichvlies-Deckschicht überzogen. Der große Kundenvorteil liegt darin, dass das Projektbudget niedrig gehalten wird. Je geringer die Fallschutzhöhen ausfallen, desto mehr Fallschutzmaterial kann eingespart werden.
Auf dem oberen Foto ist zu erkennen, dass der Bereich um die Calistehnics-Anlage ca. 6cm niediger gebaut worden ist als die übrige Fläche. In diesem Bereich wird später ein höheren Fallschutz bis 3 Meter kritischer Fallhöhe eingebaut. Der Höhenunterschied wurde mit einer Reihe Betonplatten hergestellt.
Damit die Brock-Fallschutzplatten gleichmäßig auf der Oberfläche liegen, wird die gesamte Fläche vorher noch mit einem Druckverteilungs-Vlies ausgelegt. Dadurch wird auch gewährleistet, dass das Drainagesystem auf der Unterseite der Fallschutzplatten dauerhaft gut funktioniert.
Anschließend werden die Fallschutzplatten in die Fläche gebaut. Die Brock-Platten verfügen über ein patentiertes "Interlock-System". Damit werden die einzelnen Platten miteinander verbunden und gegen Expansionsschäden geschützt. Pfosten und sonstige Einbauten werden mit Ausschnitten innerhalb der Platten eingefassst.
Um die Calisthenics-Anlage war ein Fallschutz bis 3m kritische Fallhöhe gefordert. Bei dieser Höhe schützen wir unseren Aufbau von Brock zusätzlich mit einem Playrite-Matchpad. Das macht die Haptik der Teppichvlies-Oberfläche bei Stürzen etwas angenehmer. Die gesamte Oberfläche wird dann mit unserem Teppichvlies überzogen. Der Kunde hat hier die Farbe "Ocker" gewählt.
Verklebt werden die 2m-Bahnen mit einem Spezialkeber. Dieser besteht aus einem Gewebeband, welches mit Heißkleber beschichtet ist. Spezielle "Bügeleisen" erhitzen den Kleber, so dass dieser flüssig wird. Mit diesem Kleber-System werden die Bahnen dann quasi aneinander geschweißt.
Die Randeinfassung erfolgt über das Einklemmen vom Teppichvlies zwischen Betonborden und Betonplatten. Diese werden später seitlich gegen das Teppichvlies gearbeitet.
Die gesamte Fläche wird nach Teppichvlies-Montage mit Quarzsand aufgefüllt. Dieser sorgt dafür, dass keine Valdalismusschäden entstehen. Die Fläche ist dann nämlich nicht mehr entflammbar und nur äußerst schwer mit einem Messer zu beschädigen. Mit dem eingefüllten Quarzsand wird auch sichergestellt, dass kein Schmutz in das Teppichvliesgewebe einwandern kann. Er kann sich nur noch oberhalb der Teppichvlies-Fläche ablegen und bei der Pflege einfach abgefegt werden.
Alternative Randeinfassungen für Teppichvlies-Fallschutz-Systeme
Grundsätzlich möchten wir Lösungen schaffen, die für den Kunden dauerhaft funktionieren und nicht nur knapp über die Gewährleistungszeit hinaus realisierbar sind. Daher verzichten wir bei unseren Randeinfassungen auf Systeme mit Hölzern. Diese sind natürlich günstig und für den Monteur unkompliert zu verarbeiten, jedoch haben solche Einfassungen natürlich keine lange Lebenserwartung.
Holzeinfassungen bauen wir daher nur auf ausdrücklichen Kundenwunsch oder in Bereichen ein, wo sowieso organisches Material anstößt. Holzleisten an Betonborde anzudübeln macht aber aus unserer Sicht keinen Sínn, wenn eine dauerhafte Lösung gesucht wird.
Ergänzend zur oberen Ausführung, bei der das Teppichvlies einfach zwischen Betonbord und seitlicher Betonplatte eingeklemmt wird, wollen wir noch zwei weitere Alternativen vorstellen.
Doppeltes Betonbord
Es werden zwei Betonborde im Abstand von 1,5cm gesetzt. Den Abstand kann man gut Herstellen, indem man ein Holzstück, Styroporstreifen oder Esrichbänder in entsprechenden Stärken zwischen die Betonborde legt. Dadurch entsteht eine Fuge zwischen den Betonborden, in die wir später das Teppichvlies doppelt einschlagen können.
Fuge in Betonrückenstütze
Mit Hilfe eines doppelten Estrichbandes (jeweils 8mm) wird eine Fuge zwischen Granitpflaster (Betonborde, Palisaden etc. auch möglich) und Betonrückenstütze hergestellt. Der Beton muss dabei von hoher Qualität sein und sehr feucht eingebaut werden. Ansonsten kann es sein, dass die Fuge beim späteren Einschlagen des Teppichvlieses wegbricht. Auch die Außenkante des Betonstreifens steht später unter größerer Belastung. Die Fallschutzplatten schließen später auf gleicher Höhe wie der Betonstreifen ab. Die Fallschutzplatten sind aus elastischem Material, in dem später immer Bewegung ist. Die Kante des Betonstreifens kann daher langfristig brechen, wenn der Beton fehlerhaft eingebaut worden ist.
Natürlich gibt es viele alternative Bauweisen, bei denen wir Ihnen mit unserer langen Erfahrung gerne zur Seite stehen.
Jede Situation ist anders und wir freuen uns über Ihre Kontaktaufnahme, um ein gemeinsames Projekt voran zu bringen!