Stoßdämpfende Spielplatzböden: Normenlehre nach DIN EN 1177: 2018


Stoßdämpfende Spielplatzböden - Prüfverfahren zur Bestimmung der Stoßdämpfung

Die DIN EN 1177:2018 bezieht sich grundsätzlich auf die Normenreihe EN 1176: 2017.  Ziel der Norm ist es, das Risiko für Verletzungen von spielenden Kindern zu vermindern, welches sich durch den ungesicherten Aufprall auf Spielflächen ergeben kann. Sie legt dabei die Prüfeinrichtung und die Verfahren für die Aufprallprüfung fest, mit denen die Stoßdämpfung von Spielplatzböden durch Messung der beim Aufprall auftretenden Beschleunigung ermittelt werden kann. Neben Spielplätzen ist die Norm aber auch auf Fitnessgeräte im Außenbereich oder für Parkoureinrichtungen anwendbar.

 

Im Wesentlichen dient die DIN EN 1177:2018 dazu, die zulässige kritische Fallschutzhöhe für stoßdämpfende Fallschutzbeläge und Materialien zu ermitteln.


Wesentliche Änderungen gegenüber DIN EN 1177: 2008

Mit der DIN EN 1177:2018 haben sich wesentliche Änderungen für die Verfahren der Aufprallprüfung von stoßdämpfenden Spielplatzböden nach DIN EN 1176 ergeben. Dadurch bedingt verschiebt sich die kritische Fallhöhe vieler gängiger Fallschutzsysteme.

 

Gegenüber DIN EN 1177:2008 ist vor allem die Implementierung der größten Beschleunigung gmax mit einem Wert von 200g als oberer Grenzwert für Böden zu erwähnen. Bisher galt alleine der HIC-Wert 1000 als oberer Grenzwert für die Berechnug der kritischen Fallhöhe.  Mit der aktuellen Norm sind nun beide Werte als kritische Grenzwerte zu betrachten. Sobald einer der beiden Werte überschritten wird, so gilt dies als Grenzwert für kritische Fallhöhe.

 

Darüber hinaus sind in den Anhängen der Norm nun die Prüfbereiche für Schaukeln, Rutschen, Seilbahnen, Karussells, Wippgeräte und Raumnetze gebau festgelegt. Eine Prüfung vor Ort an willkürlichen Stellen ist somit nicht mehr möglich.


Spitzenbeschleunigung gmax vs. Kriterium für Kopfverletzungen HIC

Die schwersten Verletzungen bei Stürzen auf Spielplätzen sind vorrangig Kopfverletzungen. Daher konzentrieren sich die Forscher darauf, Messverfahren zu entwickeln, die genau diese Art von Verletzungen verhindern sollen. Der Schweregrad einer Verletzung durch Aufprall auf den Kopf kann mittels des HIC-Wertes ermittelt werden. Der oberste Grenzwert beträgt dabei HIC = 1000 und einer Spitzenbeschleunigung von gmax = 200g (g für Erdbeschleunigung).

 

Der HIC-Wert von 1000 entspricht der 3%igen Möglichkeit einer kritischen Kopfverletzung und einer 99,5%igen Möglichkeit einer minderschweren Kopfverletzung (MAIS) eines durchschnittlichen männlichen Erwachsenen. Mit der zusätzlichen Begrenzung des gmax-Wertes auf höchstens 200g soll gewährleitet werden, dass die Aufpralle nur von sehr kurzer Dauer sind.

Beispiel für die Prüfung der kritischen Fallhöhe bei einem Brock-Fallschutzsystem


Ermittlung der kritischen Fallhöhe

Grundsätzlich werden die Prüfverfahren mit einem Prüfgerät analog dem obigen Video durchgeführt. Diese können sowohl im Labor als auch nach Einbau vor Ort durchgeführt werden. Sollte eine Ermittlung der kritischen Fallhöhe nicht vor Ort durchgeführt werden können, so muss der stoßdämpfende Boden im Labor geprüft werden. Insbesondere wenn es bautechnische Rahmenbedingungen nicht zulassen, sind die Materialen vorher im Labor zu prüfen. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn Materialien im Böschungsbereich eingebaut und dort die Prüfgeräte nicht aufgebaut werden können.

 

Aufprallmessungen müssen auf allen maßgeblichen Prüfbereichen des Bodens vorgenommen werden und der Abstand zwischen zwei Prüfpositionen darf nicht weniger als 250mm betragen. Die Prüfung muss auf einer flachen, starren Betonunterlage oder einem gleichwertigem Substrat von ausreichender Masse, Dichte und Dicke ausgeführt werden, damit eine Verformung während der Prüfung ausgeschlossen werden kann.

 

Die Prüfmuster müssen mindstens 1m x 1m Größe aufweisen. Auf dem Muster sind mindestens 9 Fallprüfungen aus 4 zunehmenden Fallhöhen durchzuführen. Diese müssen in folgenden Prüfpositionen erfolgen:

+ in der Mitte des Musters

+ in der Mitte der Verbindungsstelle zwischen zwei angrenzenden  Mustern

+ in der Kreuzungsstelle, an der die Muster zusammentreffen

+ an allen Punkten mit Ungleichmäßigkeiten oder Unterbrechungen an den Mustern

+ falls das Muster eine Nutzschicht hat, die von einem unregelmäßigem Unterbau getragen wird, so sind die Positionen zu überprüfen, wo die Nutzschicht am stärksten und schwächsten aufliegt

 

Gemessen werden sohl HIC als auch gmax-Werte. Der niedrigere dieser beiden Werte bestimmt letztendlich die zugelassene kritische Fallhöhe.


Konsequenzen für Teppichvlies-Fallschutz-Systeme

Die Einführung des gmax-Wertes hat Auswirkungen auf viele herkömmliche Teppichvlies-Fallschutz-Systeme. Dazu zählen vor allem Teppichvlies-Fallschutzsysteme, die aus mehrschichtigen weichen Vliesschichten bestehen. Der Prüfkörper durchschießt dabei quasi das Teppichvlies-Material und findet mit dem gmax-Wert schnell seine kritisch zugelassende Fallhöhe.   

 

Als Beispiel für die Auswirkungen unten ein Prüfbericht mit HIC und gmax-Werten von unserem Teppichvlies ohne Fallschutzunterbau. Nach der alten DIN EN 1177 wäre das Tepichvlies aufgrund seines HIC-Wertes noch bis zu einer kritischen Fallhöhe von 70cm einsetzbar gewesen. Mit der neuen Norm gilt aber der gmax-Wert von 0,35m kritsicher Fallhöhe.

Download
Fallschutz-Prüfung-nach-DIN-EN-1177
Teppichvlies_EN-1177_Fallschutz.pdf
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Der Einbau von mehrschichtigen Teppichvlies-Fallschutzsystemen mit gummigranulat-gefüllten Vliesschichten als Unterbau liefert ähnlich schlechte Werte. Diese können nach den aktuellen Bestimmungen der DIN EN 1177:2018 nur noch für äußerst niedrige Einbauten verwendet werden.

 

Anders sieht es bei Teppichvlies-Fallschutz-Systemen mit PEX- oder EPP-Unterbaubauten aus. Diese Materialien liefern sehr gute HIC als auch gmax-Werte. Ein 25mm-Unterbau aus ProPlay-Fallschutzmaterial bietet so gute gmax-Werte, dass ein Fallschutz mit kritischer Fallhöhe bis 1,30m zugelassen ist. Den Prüüfbericht dazu sehen Sie unten im Download.

Download
Fallschutz-Prüfung-nach-DIN-EN-1177-mit-Proplay25
Teppichvlies_ProPlay25_EN-1177_Fallschut
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Was müssen Sie bei Ihrer Fallschutzplanung auf dem Spielplatz beachten?

+ Verlangen Sie von Ihrem Lieferanten Nachweise eines externen akkreditierten Prüflabors. Ein Datenblatt vom Hersteller ersetzt keinen Laborbericht.

 

+ Wenn eine Prüfung des Fallschutzes vor Ort nicht durchführbar ist, verlangen Sie von Ihrem Lieferanten einen Nachweis aus einer Laborprüfung.

 

+ Achten Sie bei den Prüfzertifikaten darauf, dass diese nach der aktuellen DIN-EN-1177:2018 ausgestellt worden sind.

 

+ Im Prüfbericht sollten sowohl die gmax-Werte als auch die HIC-Werte für die kritische Fallhöhe aufgeführt sein.


Brock-Unterbau für Teppichvlies-Fallschutz-Systeme auf Spielplätzen bis zu 3m kritische Fallhöhe